Den C64 „einfrieren“
Um die Spiele in der guten alten Zeit „auszutricksen“ und untersuchen zu können, bediente man sich spezieller Module. Diese wurden als Freezer bezeichnet, da sie ein laufendes Programm pausieren / anhalten (also einfrieren) konnten. Dann änderte man z. B. die Speicherstelle mit der Anzahl an Leben oder deaktivierte die Kollisionserkennung und setzte das Spiel wieder fort um entspannt auch die schwersten Stellen zu meistern.
Für Programmierer war die Möglichkeit dem Spiel (Programm) direkt unter die Haube sehen zu können natürlich viel interessanter. Auch die „Backup“-Funktion wurde gerne benutzt, man brauchte schließlich viele Sicherheitskopien 😉 .
Action Replay MK VI
Neben The Final Cartridge III, war das von Datel entwickelte Action Replay eines der beliebtesten Freezer-Module für den C64. Das Action Replay erschien im Laufe der Zeit in mehreren verschiedenen Fassungen, die bekannteste ist wohl das 1990 veröffentlichte Action Replay MK VI.
Über die beiden Taster am Modul löst man einen RESET aus bzw. aktiviert den Freezer. Das Modul bietet u. a. die folgenden Funktionen: Floppy-Speeder, Kopierprogramm, Grafikprogramm (auch für Sprites), Manipulation von Spielen, einen Maschinensprachemonitor uvm.
Die Beliebtheit des Moduls ist auch daran zu erkennen, dass ca. 10 Jahre nach der letzten offiziellen Version eine „Neuauflage“ unter dem Namen Retro Replay veröffentlicht wurde.
Das Action Replay schaffte sogar den Sprung auf andere Systeme hier z. B. die erste Version für den Amiga.
Das Action Replay wird sogar heute noch für aktuelle Systeme wie den Nintendo DS von Datel hergestellt. Damit dürfte es zu den langlebigsten und beliebtesten Cheat-Modulen auf dem Markt gehören.
The Final Cartridge III
Die von der Firma Riska B.V. Home & Personal Computers aus den Niederlanden gefertigte Final Cartridge konkurierrte ab 1985 mit dem Action Replay um die Gunst der Käufer. Beide Module bieten natürlich Schnittpunkte, unterscheiden sich aber doch genug, um nebeneinander zu existieren. Die beliebteste „Final“-Fassung ist die wohl „The Final Cartridge III“ von 1987.
Wer die Final Cartridge III in Betrieb nimmt, stolpert wahrscheinlich als Erstes über die graphische Oberfläche mit Fenstertechnik.
Wie ihr oben seht lassen sich kleine Tools, wie ein Taschrechner, öffnen und Einstellungen vornehmen z. B. fürs BASIC.
Damit kommen wir auch gleich zum zweiten Punkt, die Final Cartridge erweitert das BASIC um 30 neue Befehle. Auch unter BASIC könnt ihr das Menü aufrufen und z. B. einen der neuen BASIC-Befehle aufrufen, die Belegung der Funktionstasten kontrollieren oder den Montior starten.
Es ist jetzt bestimmt keine Überraschung mehr, dass auch der Freezer mit einem graphischen Menü arbeitet.
Aktuell ist die Final Cartridge 3 auch noch für Besitzer eines SD2IEC sehr interessant. Das SD2IEC ist nämlich direkt mit dem Floppy-Speeder der Final Cartridge kompatibel und somit wird das Laden erheblich beschleunigt.
Ich haderte zwar etwas, ob das Modul hier unter „altertümliche Gerätschaften“ aufgelistet werden soll, aber da es mittlerweile auch schon über 15 Jahre auf dem Buckel hat, passt es halbwegs.
Das Retro Replay wurde ab 2001 von Individual Computers hergestellt (ja genau die sind auch fürs Turbo Chameleon 64 verantwortlich).
Es stellt eine moderne Version des beliebten Action Replay dar. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied:
Das Retro Replay verfügt über einen Flashspeicher statt einem EPROM! Man kann also den Inhalt des Moduls beliebig ändern.
Außerdem gibt es ein eigenes, ans ursprüngliche Action Replay angelehntes, Retro Replay ROM. Auf diesem befinden sich dann wieder ein Freezer, Floppy-Speeder, Assembler-Monitor und weitere Hilfstools.
Die letzte Retro Replay ROM-Version war die 3.8q.
Der Flashspeicher kann zwei verschiedene ROMs aufnehmen. Diese lassen sich während des Betriebs (hot-pluggable) über einen Jumper auswählen und ihr verfügt somit über zwei Module gleichzeitig am C64.
Man beschreibt den Flashspeicher übrigens direkt über den C64. Dazu müssen die beiden Jumper (wie im obigen Bild) geschlossen werden. Dann lädt und startet man das Flash-Programm und nach einem kleinem Test erscheint das Menü.
(Achtung: Für die überarbeitete Version mit der roten Platine braucht ihr die gepatchte Fassung 3.8p, sonst kann es zu Problemen kommen)
Das Modul kann übrigens über den kleinen Erweiterungsport (Steckerleiste) auf der Platine eine Silversufer- oder Netzwerkkarte aufnehmen. Bei Verwendung einer Netzwerkkarte könnt ihr als zweites ROM z. B. „The Final Cartridge“ aufs Modul packen und die fürs RR-Net MK3 vorgestellte Software verwenden.
Das Retro Replay kann man durchaus als Enkel des Turbo Chameleon 64 betrachten. Es wurde später mit dem MMC64 zum MMC-Replay vereint (neben dem Freezer kam damit ein SD-Kartenslot hinzu) und ist aktuell von Haus aus als erste (PAL) und zweite (NTSC) Cartridge im TC64 zu finden.
Turbo Chameleon
Da es sich hier nicht um ein klassisches Modul handelt (auch wenn man damit GeoRAM, REU, Action Replay, Final Cardridge III, Retro Replay uvm. emulieren kann) und es sich aktuell noch in der Entwicklung befindet, hat es seinen eigenen Platz unter „Turbo Chameleon 64“ bekommen.
OK, das Retro Replay von eben ist da auch grenzwertig, aber da das Turbo Chameleon so vielfältig in seinen Funktionen ist, habe ich ihm entsprechend mehr Platz eingeräumt.