Erstellt: 27. August 2013 (zuletzt geändert: 14. November 2016)

RAM Expansion Unit (REU)

Älter als das GeoRAM, aber besser!?!

Ich habe meinen Urlaub genutzt und mir mal wieder etwas Hardware zugelegt. Diesmal sollte es eine RAM Expansion Unit (REU) sein. Ich habe mir zunächst auf ebay eine umgebaute REU 1764 mit 512KB / 1MB gekauft. Da ich auch noch eine unveränderte REU (mit 256KB) haben wollte, habe ich eine solche in der Bucht gesucht, gefunden und gekauft. „Leider“ musste ich nach Erhalt feststellen, dass diese RAM Expansion Unit auch auf 512KB erweitert wurde (was dem Verkäufer allerdings nicht bewußt war).

Als Retro-Fans wundert es uns nicht, dass früher alles besser war. 😉 Dies trifft in meinen Augen auch auf die REU zu. Sie war die erste Speichererweiterung von Commodore und eigentlich für den C128 gedacht. 1985 wurde die REU 1700 auf der CES vorgestellt.

 

RAM Expansion Unit

Es gab drei verschiedene Version der REU:

  • 1700 mit 128KB diese erste Version stellte sich als Flop heraus (128KB waren einfach zu wenig) und sie war daher nur sehr kurz auf dem Markt. Es wurden 16 Chips mit je 8KB verbaut.
  • 1764 mit 256KB eine Erweiterung für den C64. Hier hat Commodore größere Speicherchips verwendet. Im Gehäuse befinden sich nur noch acht Speicherbausteine, diese haben aber jeweils 32KB. Es gibt außerdem noch 8 leere Plätze.
  • 1750 mit 512KB diese ist eigentlich baugleich zur 1764, nur stecken statt 8 jetzt 16 Chips mit je 32KB auf der Platine.
Meine REU 1764 erweitert auf 512KB
Meine REU 1764 erweitert auf 512KB


64'er 01/1991
64‘er 01/1991

Laut Commodore sollten die REUs nur am jeweiligen Rechner laufen, aber auch die 1750 funktioniert problemlos am C64. Allerdings wäre ein starkes Netzteil ratsam, bei der REU 1764 wurde dieses früher mitgeliefert. Es handelte sich dabei um ein C128-Netzteil mit passendem Stecker für den C64.
Alle REUs sind eigentlich baugleich, nur die Größe und Anzahl der Speicherbausteine unterscheidet sich natürlich. Darüber hinaus gibt es nur einen Jumper (für die Größe der Speicher-Chips), der bei der 1700er geschlossen ist und einen Wiederstand, der einzig bei der 1764er fehlt.

512KB sind erst der Anfang
Man kann den Speicher einer REU auch in Heimarbeit aufrüsten. Kleine Umbauten sind relativ einfach zu bewerkstelligen, z. B. sind bei einer 1764 schon die passenden Plätze für weitere 256KB vorhanden. Man braucht dann nur die entsprechenden Chips (z. B. OKI 41256-15) einzubauen und hat so eine 1750. Auch eine REU 1700 kann man im Prinzip so erweitern, da hier aber 16 kleinere Chips verbaut wurden, muss man diese zunächst entfernen und anschließend die eben erwähnten einsetzen (den Jumper nicht vergessen). Eine Aufrüstung auf 1MB oder 2MB erfordert schon mehr Arbeit, wollt ihr auf noch mehr MB aufrüsten viel Spass! Um eine REU 1764 auf 1MB zu bringen, werden zunächst, wie eben beschrieben, die leeren Plätze bestückt. Dann lötet man über die erste „Schicht“ Speicher-Chips eine weitere, dabei müssen einzelne Pins aber speziell verlötet werden. Dann benötigt ihr eine zusätzliche Platine und am besten einen Umschalter. Mit mehr als 512KB ist die REU nicht mehr zu 100% kompatibel, da sie einfach nicht auf mehr Speicher ausgelegt ist. Die kleine Zusatzplatine sorgt dafür, dass die REU immer nur die jeweils benötigten 512KB sieht und dass kann zu Problemen führen.

512KB/1MB - Umschaltbar
512KB/1MB – Umschaltbar

Dies ist meine zweite REU. Diese wurde auf 1MB aufgerüstet und besitzt einen Umschalter, um auf 512KB zurück zu kommen. Die normalerweise vorhandene Abschirmung aus Metall passte durch den Umbau nicht mehr und wurde entfernt. Daher fehlen im obigen Bild auch die Metallzungen beim Stecker.

Das Innenleben der 1MB REU
Das Innenleben der 1MB REU

So sieht die REU geöffnet aus, im nächsten Bild seht ihr die Hauptplatine noch etwas detaillierter. Oben erkennt ihr dann auch den eigentlichen Ursprung der REU. Es prangt der Schriftzug C128 RAM EXPANSION auf der Platine (klickt ggf. aufs Bild, um es zu vergrößern).

Nahaufnahme der 1MB REU
Nahaufnahme der 1MB REU

Unten rechts erkennt man die zusätzliche Platine, von der Drähte zum Schalter, zu den Speicher-Chips und auf die Hauptplatine der REU führen. Das die Chips huckepack verbaut sind könnt ihr auf dem folgenden Bild sehr gut erkennen.

Gestapelte Chips und zusätzliche Platine für 1MB Speicher.
Gestapelte Chips und zusätzliche Platine für 1MB Speicher.

Unter der kleinen Zusatzplatine befindet sich übrigens ein ungenutzter Sockel. Wofür der ursprünglich vorgesehen war, scheint nicht ganz klar. Es wird vermutet, dass dort ein ROM-Baustein hinein sollte, der aus der REU eine vollwertige RAM-Disk macht.

Heute sind REUs mit mehr als 1MB schwer zu bekommen. So großen Speicher gibt es eher im Emulator oder mit dem Turbo Chameleon 64.
Es gab übrigens noch Nachbauten der REU, den Super 1750 Clone und CMDs 1750 XXL fallen mir ein. Hier wurden statt 16 Speicherschips (wie in der original REU 1750) nur 4 verbaut! Dadurch waren die Module viel kleiner (normale Cartridge-Größe) und verbrauchten weniger Strom.
Es passt zwar nicht ganz zum Thema, aber in der Super CPU von CMD sind auch bis zu 16MB zufinden. Diese lassen sich dann sogar direkt adressieren. Der dort verbaute 65816 Prozessor ist bekanntlich eine 16-Bit CPU. Mit ihrem 24-Bit breiten Adressbus lassen sich somit bis zu 16MB direkt ansprechen.

Auch nach Anschluß einer REU meldet der C64 wieder nur 64K RAM SYSTEM 38911 BASIC BYTES FREE. Wie schon beim GeoRAM erklärt, kann der C64 nicht mehr als 64KB adressieren. Somit muss auch hier der Speicher wieder speziell angesprochen werden.

Was macht die REU nun besser als das GeoRAM?
Die REU verfolgt einen anderen Ansatz, als das GeoRAM. Sie bietet mit Direct Memory Access (DMA) einen schnelleren und eleganteren Weg, um Daten auszutauschen. Wir müssen der REU nur die Quelle, das Ziel, sowie die Anzahl der BYTES mitteilen und lösen dann per Befehl das Kopieren vom C64 zur REU (oder umgekehrt), das direkte Vertauschen oder den Vergleich der angegebenen Speicherbereiche aus. Den Rest macht die REU automatisch. Dabei können wir theoretisch in einem Rutsch 64KB, mit einer Geschwindigkeit von ca. 1MB/Sek., kopieren. Es entfällt also das umständliche manuelle Kopieren, wie wir es beim GeoRAM machen mussten.

Durch den schnellen DMA-Transfer und die Möglichkeit große Speicherblöcke am Stück zu übertragen, bietet die REU sich für viele Einsatzbereiche an. GEOS kann z. B. vom zusätzlichen Speicher profitieren. Ihr könnt auch aufwändige Animationen im Vollbild erstellen, wie die sich drehende Erdkugel von der offiziellen REU-Demo-Disk.

Globus von der REU-Demo-Disk (hier unter WinVICE 2.4)
Globus von der REU-Demo-Disk (hier unter WinVICE 2.4)

 

Eine weitere Möglichkeit findet ihr auch auf der Demo-Disk: das Erstellen einer RAM-Disk. Der Speicher der REU wird dabei wie ein Laufwerk verwendet. Die mitgelieferte RAM-Disk ist allerdings nicht sonderlich kompatibel und beherrscht auch nicht alle Floppy-Befehle. Aber das Laufwerk ist natürlich super schnell, da kann kein Floppy-Speeder mithalten. Eine RAM-Disk macht z. B. Sinn, wenn ihr auf dem C64 entwickelt und häufig zwischen verschiedenen Programmen wechselt. Speichert ihr Daten auf der RAM-Disk, dann müsst ihr natürlich daran denken, diese zum Schluß auf eine Diskette zu kopieren, sonst sind die Daten futsch! Ohne Strom verliert die REU selbstverständlich ihren Speicherinhalt. Bei einem RESET bleibt der REU-Speicher aber unverändert.

REU_RAMLink
RAMLink mit REU (das Bild stammt aus der RAMLink-Anleitung)

Wer sich an eine RAM-Disk gewöhnt hat, möchte evtl. dass seine Daten auch nach dem Abschalten des C64 erhalten bleiben. Auch hierfür gibt es die passende Erweiterung: CMDs RAMLink. Das RAMLink funktioniert dabei auch wie ein echtes Laufwerk, bietet aber eine viel bessere Kompatibilität. Für den Speicher sorgen eine REU und/oder bis zu 16MB Speicher, die zusätzlich im RAMLink Platz finden. Das RAMLink bietet eine eigene Stromversorgung und kann sogar mit einem Akku ausgestattet werden. Dann könnt ihr den Speicher ohne Datenverlust problemlos mit aufs nächste Retro-Treffen nehmen.


REU-Checker (WinVICE mit 8MB REU)
REU-Checker (WinVICE mit 8MB REU)

Insgesamt finde ich die REU und ihre Möglichkeiten sehr interessant. Die Kosten für eine REU halten sich in Grenzen, für meine 512KB-Version habe ich auf ebay (inkl. Versand) unter 20,-EUR bezahlt.

Da ich die REUs gleich testen wollte, gibt es unter „REU Programmierung“ eine Einführung in deren Programmierung. Dort gibt es auch (analog zum GeoRAM) einen REU-Checker, mit dem ihr den Speicher der REU testen könnt.


Schrott!!Naja...Geht so...Ganz gut...SUPER! (8 Bewertungen | Ø 3,88 von 5 | 77,50%)

Loading...



<<< zurück |