Erstellt: 7. Dezember 2014 (zuletzt geändert: 30. November 2018)

Kerberos

Das Kerberos ist viel mehr, als „nur“ ein MIDI-Interface!

Im April 2014 hat Frank Buß sein MIDI-Cartridge-Projekt für den C64 / C128 auf Startnext der Allgemeinheit vorgestellt. Ich hatte mich auch beteiligt und nach der erfolgreichen Finanzierung habe ich vor Kurzem das fertige Produkt erhalten.
Das Modul hört auf den Namen: Kerberos (nach dem dreiköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie).[slideshow_deploy id=‘8846′]

Als Erstes fallen einem die drei großen Buchsen auf, die wohl auch für die Namensgebung verantwortlich sind. Diese dienen dazu MIDI-Instrumente / -Geräte mit dem C64 zu verbinden (IN | THRU | OUT).  Außerdem befindet sich an der Seite noch ein RESET-Taster. Die Kontaktleiste wurde von Frank netterweise hardvergoldet, obwohl dieses Extra eigentlich erst ab einer Finanzierungssumme von 5.000,- € geplant war.

Was das Projekt jetzt auch für nicht Musiker interessant macht, sind die zusätzlichen Funktionen. Das Modul verfügt über einen 2MB großen Flashspeicher und kann, durch die MIDI-Buchsen, direkt mit einem PC / Mac verbunden werden. Dazu benötigt ihr dann nur noch ein MIDI-USB-Kabel.

Kerberos: USB-MIDI-Kabel
MIDI-USB-Kabel
Kerberos am C64 mit MIDI-USB-Kabel
Kerberos am C64 mit MIDI-USB-Kabel

 

Im Flashspeicher des Moduls könnt ihr bis zu 25 Programme platzieren. Außerdem gibt es eine EasyFlash-Emulation und ihr könnt eine max. 1MB große CRT-Datei auf dem Modul ablegen. Verwendet ihr ein EasyFlash-Image, dann stehen euch allerdings nur noch 9 (der eben erwähnten 25) Programmplätze zur Verfügung, da sich das EasyFlash den Speicher mit den Programm-Slots teilt.
Zur Anwahl der Funktionen gibt es auf der Cartridge ein vorinstalliertes Menü-System. Eine PC/Mac-Software, mit der man die gewünschten Dateien in diesen Speicherslots ablegen kann, steht selbstverständlich zur Verfügung, sie lässt sich hier herunterladen. Zusätzlich kann man Programme direkt vom PC/Mac zum C64 übertragen und starten. Es gibt sogar noch eine Disketten-Laufwerksemulation (zwei Laufwerke, bisher sind nur Lesezugriffe möglich) und eine 128KB-Speichererweiterung.

 

Kerberos wird bereits mit folgenden (vorinstallierten) Programmen ausgeliefert:

  • Steinberg Pro 16 Version 2.4: Eine bekannte MIDI-Software
  • Optional >>> Cynthcart 1.5.0: Für zusätzliche 5,-€ gibt es diese, speziell angepasste, MIDI-Version
    Update 09.01.2015: Seit heute ist die MIDI-Version von Cynthcart kostenlos!
  • SID-Wizard 1.7: Der bekannte Tracker von Hermit (seit Version 1.6 mit MIDI Unterstützung)
  • Synthesizer: Eine einfache MIDI-Demo, mit der ihr z. B. euer MIDI-Keyboard testen könnt
  • Joe Gunn Gold: Ein von Georg „Endurion“ Rottensteiner entwickeltes Spiel
  • FlappyBird: C64-Umsetzung, des Smartphone- / Tablet-Hits
  • EasyProg: Angepasste Version des original Tools, mit dem man das EasyFlash direkt am C64 beschreiben kann.
  • Filebrowser: Der bereits unter „SD2IEC“ erwähnte Filebrowser

Sämtliche Programme liegen mit einer gültigen Lizenz (sprich der ausdrücklichen Erlaubnis der jeweiligen Rechteinhaber) vor!

 

Beim Start zeigt sich ein kleines Menü:

Kerberos-Menü

Euer Menü könnte etwas anders aussehen! Der Punkt „Kerberos hardware test“ war bei meinem Modul zunächst nicht vorhanden. Er tauchte erst auf, als ich den aktuellen Menü-Quellcode übersetzt und auf die Cartridge „geflasht“ habe.

 

Start from slot: Ein im Flashspeicher abgelegtes Programm, aus dem entsprechenden Slot, starten. Dieser Punkt führt zu einer Auswahl, die bei einem frisch gekauften Kerberos so aussieht…

Die mitgelieferten Programme
Die mitgelieferten Programme

Von hier könnt ihr durch Drücken der jeweiligen Taste die „geflashten“ Programme ausführen.

 

EasyFlash start: Falls ihr eine entsprechende Cartridge zum Modul übertragen habt, könnt ihr hiermit das EasyFlash starten.

EasyFlash startet
Mitgeliefert werden eine Reihe von SID-Tunes.

 

Transfer from PC/Mac: Kerberos in den Transfermodus schalten

Transfermodus aktiv

Sobald ihr diesen Modus aktiviert habt, könnt ihr Daten vom PC/Mac übermitteln. Ein Beispiel folgt weiter unten.

 

Configuration: Hier findet ihr einige Einstellungen für die Cartridge.

Ihr könnt festlegen, ob MIDI-In oder MIDI-Out auf die MIDI-Thru-Buchse gespiegelt werden soll, welche Laufwerksnummer die emulierten Diskettenlaufwerke 1 & 2 bekommen und ob ihr einen Programm-Slot automatisch beim RESET starten möchtet.
Natürlich könnt ihr eure Einstellungen auch speichern.

 

Hardware reset / Kerberos off: Führt einen „harten“ RESET, speziell für den C128, aus. Kerberos wird deaktiviert und der Rechner startet im C128 Modus. Hierbei bekommt die Cartridge den Befehl einen RESET auszulösen.
Natürlich funktioniert dieser Punkt auch am C64, es zeigt sich aber kein Unterschied zum nächsten.

Reset to BASIC prompt: Kehrt über einen Software-RESET (Sprung zur Kernal-Reset-Routine bei $FCE2) zurück ins BASIC und deaktiviert Kerberos.

MIDI test: Ermöglicht einen Test der MIDI-Funktionalität

Damit könnt ihr auch die Verbindung für die Datenübertragung testen.

 

Kerberos hardware test: Ein kleiner Selbsttest der Cartridge.

Der Hardware-Test läuf, scheint alles OK zu sein.
Der „Hardware test“ läuft, es scheint alles OK zu sein.

 

About: Infos zum Modul

 

Die Cartridge wurde professionell gefertigt und hinterläßt einen wertigen Eindruck.

boards-arrived
(Bildquelle: Mit freundlicher Genehmigung von Frank Buß)

Sämtliche Quellcodes und die Hardwarepläne sind OpenSource und können somit von euch eingesehen und bei Bedarf geändert werden.

 

Falls ihr Interesse an einer Kerberos-Cartridge habt (sie funktioniert am C64 und C128), so könnt ihr diese ab 65,-€ inkl. Versandkosten direkt bei Frank Buß bestellen.
Update vom 27.01.2016: Mittlerweile sind alle Module verkauft und es ist aktuell keine neue Produktion geplant.
Frank werkelt aber bereits seit Längerem an einem neuen Modul, der Crazy Cartridge, mit optionaler MIDI-Möglichkeit.

Es gibt mittlerweile übrigens auch ein schwarzes Gehäuse:

Kerberos_01-black-edition
Kerberos „black edition“ (Bilder: Mit freundlicher Genehmigung von Frank Buß)

Datentransfer vom PC zum C64
Für die Datenübertragung benötigt ihr zunächst die sog. Kerberos App (PC- / Mac-Version), die ihr direkt bei Frank Buß bekommt. Da die Sourcen frei verfügbar sind, steht einer Umsetzung für andere Systeme (z. B. Linux) nichts im Weg.

Ich gehe hier von der Windows-Version aus!
Verwendet habe ich übrigens Windows 8.1 in der 64Bit-Version.

Verbindet nun den PC über das oben bereits erwähnte MIDI-USB-Kabel mit der Kerberos-Cartridge. Achtet darauf, dass ihr den Stecker mit der Aufschrift OUT auf die IN-Buchse und den IN-Stecker auf die OUT-Buchse an der Cartridge steckt! Für die reine Datenübertragung zum Modul reicht übrigens die IN-Buchse, nur falls ihr in beiden Richtungen Daten austauscht (wenn ihr z. B. mit den Disketten arbeitet) braucht ihr tatsächlich beide Buchsen. Verwendet aber bitte für die folgenden Beispiele beide Buchsen.

Kerberos am C64 mit MIDI-USB-Kabel
Kerberos am C64 mit MIDI-USB-Kabel

Schaltet den C64 ein und wählt im Kerberos-Menü am C64 den Punkt „MIDI test“ aus.

Kerberos_17 

Windows sollte das MIDI-USB-Kabel automatisch erkennen und die benötigten Treiber installieren. Entpackt anschließend das heruntergeladene ZIP am PC und startet dann die kerberos.exe.

Kerberos App Version 1.0
Kerberos App Version 1.0

Wechselt direkt zum letzten Reiter MIDI config and test

MIDI testen
MIDI testen

Wählt hier, unter MIDI configuration das richtige Gerät für MIDI-in und MIDI-out aus. Bei mir USB2.0-MIDI, für das MIDI-USB-Kabel. Das Programm merkt sich die Einstellungen beim Beenden.
Klickt dann rechts einmal auf den Button Send note-on und anschließend auf Send note-off.

Am C64 sollte sich etwas getan haben…

Die Note wurde empfangen.
Die Note wurde am C64 empfangen.

Testet jetzt noch den umgekehrten Weg. Drückt am C64 einmal n für Send note on und f für Send note off.

Der C64 hat die Note geschickt...
Der C64 hat die Note geschickt…

Diesmal sollte sich auch im Fenster der Kerberos App etwas tun…

...die Kerberos App hat die Noten empfangen
…die Kerberos App hat die Noten empfangen

 

Verlasst nun am C64 den MIDI-Test und wählt im Kerberos-Menü „Transfer from PC/Mac“ aus.

Transfermodus aktiv

 

Wechselt am PC, in der Kerberos App, zurück zum ersten Reiter File transfer:

Daten per 'File transer' übertragen
Daten per „File transer“ übertragen

Wählt über Select file… einfach mal eine .prg-Datei aus und klickt dann auf Send PRG and start, no flash. Damit wird das gewählte Programm direkt zum C64 übertragen und gestartet. Die Übertragung könnt ihr am C64 verfolgen. Sobald diese erfolgreich abgeschlossen wurde, startet das übertragene Programm auf dem C64. Ihr könnt so z. B. selbsterstellte Programme schnell mal auf dem C64 testen oder jedes beliebige Programm, das als sog. One-Filer vorliegt ausführen.

Möchtet ihr das Programm dauerhaft auf dem Modul ablegen, dann wählt zunächst hinter PRG slot number den gewünschten Slot aus.

Da, wie oben erwähnt, die MIDI-Version von Cynthcart mittlerweile kostenlos ist, entfällt die folgende Warnung:

ACHTUNG:
Falls ihr Cynthcart erworben habt, solltet ihr tunlichst vermeiden den dazugehörigen Slot (bei mir der zweite) zu überschreiben!!!
Es gibt nämlich keinen direkten Download, zu dieser speziell für Kerberos angepassten Version!

Exkurs – Cynthcart Backup:
Möchtet ihr euch ein Backup von Cynthcart machen, dann habt ihr durchaus verschiedene Möglichkeiten dazu. Diese setzen aber voraus, dass ihr euch mit der Erstellung eines neuen Menüs für die Cartridge auseinandersetzt.
Da die Sourcen frei zugänglich sind, ist es recht einfach, das Kerberos-Cartridge-Menü zu ändern. Man kann dann z. B. dafür sorgen, dass das Programm aus einem Slot nicht direkt startet, sondern nur in den Speicher geladen wird, um dieses anschließen einfach auf Diskette (oder bei einem SD2IEC einer SD-Karte) zu sichern. Schon habt ihr ein Backup des Slots.
Ich bitte aber jeden, der sich ein Backup macht, dieses wirklich nur für den eigenen Gebrauch zu verwenden und nicht irgendwo zum Download anzubieten.
Möchtet ihr eure Cynthcart-Sicherung mit VICE testen, dann denkt daran, die MIDI-Emulation zu aktivieren, sonst startet das Programm nicht bzw. seht ihr nichts!

Cynthcart-Backup unter VICE
Cynthcart-Backup unter VICE

Eine weitere Möglichkeit wäre es, das Kerberos-Menü und die App anzupassen, um einen Slot auch auslesen zu können. Dies halte ich allerdings für relativ überflüssig, da nur Cynthcart nicht frei erhältlich ist. Eine komplette Sicherung des 2MB Flash-Speichers wäre da schon interessanter, damit könnte man bei Bedarf schnell wieder zu einem funktionierenden System zurückkehren.

Sobald ihr den gewünschten Slot ausgewählt habt, klickt auf Flash PRG und schon wird das Programm in den Kerberos Flash-Speicher übertragen und im gewählten Slot abgelegt. Ihr könnt es ab dann jederzeit über den Menüpunkt „Start from Slot“ ausführen.

Wie ihr im Bild seht, gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Ihr könnt einen Slot starten oder löschen. Auch ein EasyFlash CRT kann übertragen werden. Ein neues Menü lässt sich ebenfalls einspielen. Die Expert-Einstellungen ermöglichen es euch sogar, ein neues BASIC- oder KERNAL-ROM über die Cartridge zu verwenden. Auch die Verwendung der emulierten Laufwerke wird durch einen Haken auf diesem Reiter an- und abgeschaltet.

Einige Anmerkungen zu den ROMs und zur Disketten-Emulation:
Diese Einstellungen funktionieren aktuell nur, wenn ihr ein Programm in einen Slot mit diesen Einstellungen flasht, ein Programm direkt zum C64 übertragt oder auf den Button Back to BASIC klickt. Möchtet ihr also z. B. JiffyDOS über die Kerberos-Cartridge verwenden, dann müsst ihr ein Programm, dass direkt zurück ins BASIC springt, mit dem Haken bei „Custom KERNAL-ROM“ in einen Slot flashen. Genauso verhält es sich dann auch mit der Disketten-Emulation. Außerdem schließen sich ein neuer KERNAL und die Disketten-Emulation gegenseitig aus!

 

Falls ihr noch nicht da seit, wechselt abschließend in der Kerberos App mal zum zweiten Reiter Disk tools. Kerberos muss sich weiterhin im Transfermodus befinden!

Diskettenzugriff
Diskettenzugriff

Hier könnt ihr direkt auf die Diskettenlaufwerke, die mit dem C64 verbunden sind, zugreifen. Dazu gehören auch die beiden von Kerberos emulierten Laufwerke (Cartridge disk 1 & 2). Wählt ein Laufwerk aus, in dem sich eine Diskette befindet, ich nehme mal das Laufwerk 9, und klickt auf Read directory

Kerberos_06Nach einem kleinen Moment, seht ihr auf der rechten Seite das Inhaltsverzeichnis der Diskette. Möchtet ihr nun diese Disk auf dem PC speichern, dann klickt auf << Download D64. Es wird gefragt, wo die Datei gespeichert werden soll und schon beginnt die Übertragung.

Transfer vom PC zur Kerberos-Cartridge
Transfer vom PC zur Kerberos-Cartridge

Sobald diese abgeschlossen ist, seht ihr auf der linken Seite das neue Image…

Das neue D64-Image
Das neue D64-Image (links)

Natürlich klappt auch der Rückweg, ihr könnt also auch ein Image auf eine echte Diskette zurückkopieren. Dazu reicht es links das gewünschte D64-Image auszuwählen und dann auf Upload D64 >>  zu klicken.


Musik mit MIDI
Die eigentliche Hauptaufgabe von Kerberos, ein MIDI-Keyboard am C64 zu betreiben, läuft eigentlich vollkommen problemlos. Verbindet euer Keyboard einfach mit der MIDI-IN-Buchse.
Dann könnt ihr z. B. den Punkt „MIDI test“ am C64 auswählen. Betätigt ihr nun die Tasten am MIDI-Keyboard, so erscheinen diese als Hexcodes am C64-Bildschirm.
Möchtet ihr etwas spielen, dann wählt den Punkt „Synthesizer“ aus. Hier habt ihr zwar nur ein Instrument, aber ihr hört zumindest schon mal etwas.
Wollt ihr richtig loslegen, dann startet eine MIDI-Software z. B. Cynthcart

und haut in die Tasten 😉 .

Kerberos mit MIDI-Keyboard
Kerberos mit MIDI-Keyboard

Zugriff auf die 128KB
Wie oben bereits erwähnt, befindet sich eine 128KB-Speichererweiterung, die ihr mit euren eigenen Programmen nutzen könnt, auf dem Modul.
Diese ist leider nicht REU kompatibel, ähnelt beim Zugriff aber dem GeoRAM. Schaut euch bei Bedarf einfach mal den Beitrag zur GeoRAM-Programmierung an, dann kommt ihr auch mit der Kerberos-Speichererweiterung klar.

Die Unterschiede sind wirklich minimal:
Über die beiden Adressen $DE3E und $DE3F wählt ihr bei Kerberos eine Bank aus und blendet so eine jeweils 256 BYTE große Page von $DF00 bis $DFFF ein. Somit könnt ihr mit den Bank-Nr. 0 bis 511 auf die gesamten 128KB (512 * 256 BYTE = 131072 BYTE = 128KB) zugreifen.


Schrott!!Naja...Geht so...Ganz gut...SUPER! (6 Bewertungen | Ø 5,00 von 5 | 100,00%)

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